Einen Monat nach dem Brexit wird der Schaden auf dem logistischen Schlachtfeld langsam sichtbar. Englische Fluggesellschaften werden durch den zusätzlichen Verwaltungsaufwand belastet, und einige wenden sich sogar vom Vereinigten Königreich (UK) ab. Sind nur noch die hartnäckigen Spezialisten übrig? Das westflämische Transportunternehmen ECS2XL verzeichnete im Januar einen Rekordumsatz.

Das Interesse der internationalen Medien hat etwas nachgelassen und die Menschen sind zur Tagesordnung übergegangen, der Koronakrise. Aber im Transportsektor hat sich der englische Staub keineswegs gelegt. Transportunternehmen beschweren sich bitter über administrative Unannehmlichkeiten und über die vielen an der Kette beteiligten Parteien, die zu Verzögerungen und Missverständnissen führen.

England Träger

In unseren südlichen Nachbarn hat Westflandern traditionell eine hohe Dichte an englischen Transportern, weshalb das Leid dort stark zu spüren ist. "Wir haben im Zusammenhang mit Corona völlig vergessen", seufzt ein Mitarbeiter von Cool Solutions aus Ostende, einem Unternehmen, das sowohl geführte als auch unbegleitete Transporte nach Großbritannien durchführt. "Der Verwaltungsaufwand ist eine Katastrophe."

"Es ist ein Drama", stimmt Paul Otting, Betriebsleiter von Mammoet Ferry aus Zeebrugge, zu. „Wir brauchen jetzt dreimal so viel Zeit für einen Trailer. Dokumente sind oft nicht in Ordnung und die Systeme funktionieren schlecht. ' Während die Verwaltung eines Anhängers früher bis zu zwanzig Minuten dauerte, dauert der Transporter jetzt mindestens eine Stunde. "Und das alles geht zu Lasten unserer Kapazität", sagt er.

Otting betont, dass die Importe aus Großbritannien nach Möglichkeit noch schwieriger werden und dass die Beobachtung dem allgemeinen Bild entspricht, sagt Lode Verkinderen, Direktor für Transport und Logistik in Flandern. "Die Bereitschaft zum Brexit ist in Großbritannien selbst geringer als auf dem Kontinent", sagt er. Laut Verkinderen steht das Schlimmste noch bevor. 'Im Moment ist es noch ruhig in Bezug auf die Lautstärke. Der Januar ist traditionell der ruhigste Monat. '

Transportvolumen

Der Interessenvertreter prognostiziert später im Frühjahr einen starken Anstieg des Transportvolumens. 'Englische Unternehmen haben in den letzten Monaten des letzten Jahres gehortet. Wir haben daher in diesen Monaten extrem hohe Volumina von 150 bis 170 Prozent gesehen. Wenn diese Lagerbestände sofort aufgebraucht sind und die Importe aus Großbritannien wieder in Gang kommen, erhalten wir den eigentlichen Testfall. '

Der Hafen von Zeebrugge ist für 40 Prozent seines Verkehrs von Großbritannien abhängig, wobei der größte Teil unbegleiteter Transport ist. "Aber viele geführte Transporte werden auch von Westflandern aus durchgeführt, auch über den Kanaltunnel", sagt Verkinderen, der schätzt, dass täglich 250 bis 400 Fahrer die Überfahrt nach Großbritannien und zurück machen. Das Transportvolumen aus England ist damals viel geringer. "Nur sechs von zehn Lastwagen kehren voll nach Flandern zurück", schätzt er.

Während viele Transportunternehmen im Januar ein geringes Volumen verzeichneten, verzeichnete ECS2XL, eine Fusion der Unternehmen ESC und 2XL, einen Anstieg der Frachtströme in Großbritannien. "Der Januar war für uns im Vergleich zu anderen Jahren ein Rekordmonat", sagt CEO Pieter Balcaen. Das Unternehmen konzentriert sich auf den 45-Fuß-Containertransport von Tür zu Tür von und nach Großbritannien und verfügt über eine Supply-Chain-Abteilung mit eigenem Lager. "Wir lagern Waren von Exporteuren nach Großbritannien in Zeebrugge", erklärt Balcaen.

Der Vertriebszweig läuft laut Fleming wie am Schnürchen. „Wir haben alles im Haus, von der Lagerung über die Zollabfertigung bis hin zum Transport und zur Zollabfertigung. Alle diese Systeme sind integriert und automatisiert und funktionieren reibungslos. '

Tür zu Tür

Probleme für ECS2XL treten im Bereich des Transports von Tür zu Tür für Kunden auf. "Jeder arbeitet mit einem anderen Makler zusammen und es gibt so viele Verbindungen im Transport, dass der Verwaltungsaufwand enorm gestiegen ist", sagt Balcaen. Andere westflämische Transportunternehmen haben die gleiche Beschwerde eingereicht. Alle Parteien halten daran fest, dass sich noch jeder an die neue Situation gewöhnen muss.

Wo sich der Transport in Großbritannien in der Vergangenheit nicht wesentlich vom Transport nach Frankreich oder Deutschland unterschied, ist er heute zu einer Spezialität geworden. "Es ist daher nicht verwunderlich, dass einige Fluggesellschaften, die Großbritannien als Nebengeschäft hinzugefügt haben, diese Aktivität veräußert haben", sagt Balcaen. Er verweist unter anderem auf Schenker, der kürzlich seine Aktivitäten in Großbritannien kurzzeitig eingestellt hat. Ihm zufolge erklärt es auch die Rekordvolumina von ECS2XL im Januar.

Neben dem zusätzlichen Verwaltungsaufwand verzögern sich die Transporte regelmäßig, da die Fracht noch nicht vom Zoll freigegeben wurde. Die Tatsache, dass die Transportkosten steigen, ist allen Beteiligten klar. Laut Lode Verkinderen könnte dies im Extremfall auch zum Verschwinden des Warenflusses führen. "Warenströme, bei denen die Margen so niedrig sind, können aufgrund der neuen Formalitäten zu Verlusten führen und zum Verschwinden verurteilt sein."

Kreative Lösungen

Derzeit werden im Bereich der Zollabfertigung viele kreative Lösungen entwickelt, um die Kosten überschaubar zu halten, sagt Balcaen. Zum Beispiel gibt es einen Pflanzgutproduzenten aus der Region Gent, der alle Bestellungen aus Großbritannien in einem LKW auf einer Rechnung bündelt. Dies wird von der englischen Niederlassung bei der Ankunft in verschiedene endgültige Rechnungen umgewandelt, so dass eine Zollgebühr nur einmal gezahlt wird.

Balcaen weiß, dass es viel Zeit kostet, solche Konstruktionen zu erarbeiten. Aufgrund der hohen Nachfrage erweitert der Logistikdienstleister sein Zollteam im kommenden Monat von acht auf achtzehn Mitarbeiter. ECS2XL erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 400 Millionen Euro, konnte aber in diesem schwierigen Markt durchaus wachsen.